Carpe diem

Carpe diem Pflüücke den Tag Philosohphie

Den Tag nutzen, Genuss pflücken – oder umgekehrt?

Ist der antike Spruch, der sich auch in vielen Listen effektvoller Beiträge zum gepflegten Partysmalltalk findet, nun Aufforderung zu schrankenlosem Genuss immer und überall? Oder doch ein weiser Ratschlag, die eigene Lebenszeit gut und sinnvoll zu verbringen?

Pflücke den Tag, NOW! Genieße also heute! Wer weiß, was morgen noch kommen mag. Darüber reflektierte auch schon der deutsche Nationalheld Martin Luther und empfahl, wohl ungeachtet einer Garantie für späteres Pflücken, das Pflanzen eines Apfelbäumchens direkt am Tag vor dem Weltuntergang. Wie auch immer, überlassen wir die philosophisch-kritische Betrachtung den kritischen Philosophen und wenden uns einer Auswahl der allenthalben anzutreffenden Aufforderungen zu, gleich jetzt / sofort / ohne Verzögerung zu genießen. Lasst uns mit offenen Augen durch unsere Städte wandern und erkennen, auf welch vielfältige Weisen wir den jeweiligen Tag pflücken könnten. Setzen wir uns der Versuchung aus, es ist es für jeden etwas dabei!

Gleich hier: Zur Wahl stehen zwei Getränke, mit denen sich die offerierten Backwaren bestens herunterspülen lassen. Ernährungswissenschaftler würden diese Reihenfolge empfehlen: Ein Gläschen V(!)odka zum Einstimmen, dann ein mit Brot und Butter belegtes Croissant, schließlich – es soll ja gesund sein – eine vitaminreiche Ladung zerquetschter Früchte, am besten als Saft. Es geht auch umgekehrt!

Ladenschild

Brot und Getränke. Reihenfolge egal.

Bodenständige Genussanforderungen werden seit Generationen hier bedient. Hier gibt es, was es gibt, ohne Wenn und Aber. 3 Prozent, 5,7 oder Schlag-mich-tot-Prozent? Was soll’s? Reinbeißen und wohlfühlen!

Schaufenster einer Metzgerei

Fleisch und Wurst. Bestimmt auch Fleischwurst.

Werbeplakat

3% – Wen schert’s?

Um uns nicht dem Vorwurf der Werbung für den Gebrauch illegaler Substanzen auszusetzen, lassen wir diese Einladung unkommentiert. Aber die Typo mit dem schön sachlich gestalteten „HASCHISCH“ oben und der herrlich kurvigen, wohl arabischen Zeile darunter entführt doch direkt einfach gleich so in andere Bewusstseinssphären.

Aufschrift auf dem Fenster einer Kneipe

Schön sachlich, kurvig, sphärisch!

Von hier ist es dann nicht weit zur fairen Milch. Da tut sich ein ganzer Katalog von Fragen auf: Kann Milch fair sein? Oder soll der Konsument die Milch fair behandeln und sie deswegen nach Erwerb erstmal in ein schön designtes Gefäß füllen? Wir ahnen, dass hier der Milch*bauer respektive die Milch*bäuerin im Zentrum des Interesses steht. Er*sie soll für die der Kuh(*) abgezapfte Milch einen ordentlichen Preis bekommen. Das finden wir gut, und sind gleichzeitig dafür, auch dem Milchvieh Fairness angedeihen zu lassen. Vielleicht könnte man das Kälbchen, für das die Milch ja eigentlich gedacht ist, nach den Regeln der zeitgemäßen Sharing Economy auch ein paar Tage nuckeln lassen.

Werbung für faire Milchpreise

Alles frisch, alles fair. Für alle!

Kommen wir zum Ende. Hier wird der mögliche Genuss vom*n (der) Schreib*enden (Geschriebenhabenden?) dieses kompakten Einzeilers mit einem Fragezeichen versehen. Sollen wir, könnten wir, dürften wir? Wie wär’s mit …?

Graffito

Genuss noch fraglich – oder erst bei 3 Mal?

Carpe diem!

© Text + Fotos: interconcept Medienagentur/ Frank Ferschen
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